Quantum Break – Kritik: Remedy, Zeitreisengeballer und wieso ich dafür 10 Monate brauchte

Mit Alan Wake hat es Remedy geschafft, sich seinerzeit in mein Herz zu programmieren und eines meiner All-Time-Favorite Videospiele zu kreieren. Fast ein Jahr ist es nun her, dass mit Quantum Break der neuste Streich der finnischen Spieleschmiede für Microsofts Konsolen-Flaggschiff erschien. Ein ambitioniertes Projekt, das mit einer Mischung aus spielbaren Abschnitten und Realszenen einer eigens gedrehten Serie bereits im Vorfeld für Gespanntheit in der Spielelandschaft sorgte. Voll crossmedial und so (und damit scheinbar perfekt geeignet für diesen Blog).

Vor ein paar Tagen habe ich Quantum Break nun durchgespielt. Es war für mich eines dieser Spiele, die sich ziehen. Nicht weil sie mit einer riesigen Spielwelt trumpfen, oder mit sonstigen einfallsreichen Mechaniken zum schier endlosen Weiterspielen animieren, nein. Es war eines dieser Spiele, das man anfängt zu spielen – und dann aus im Nachhinein auch nicht mehr zu hundert Prozent klar definierbaren Gründen stehen und liegen lässt, wie einen vor dem Supermarkt angebunden Hund. Lustlosigkeit wäre wahrscheinlich einer dieser möglichen Gründe und in den häufigsten Fällen wohl auch der zutreffenste. Eine sich schleichend entwickelnde Antipathie gegenüber dem Machwerk, dass sich vor den eigenen Augen Stück für Stück öffnet und präsentiert, seine Charaktere, sein Gameplay, seine Story…

Bis hin zu dem Punkt, an dem es einfach interessantere Dinge zu erledigen gibt. Andere Serien. Andere Spiele. Allerdings war Quantum Break für mich auch eines dieser Spiele, die man nach Monaten Abstinenz dann doch wieder ausgräbt, ihm eine letzte Chance gibt. Man möchte die eigene Historie mit diesem Spiel nicht auf diese Weise abschließen, man möchte es nicht wahrhaben, dass ein Titel, für den man einst Vorfreude empfand und den man am Tag seines Releases noch mit Spaß gespielt hat, in dieser Art und Weise in der Ecke landet, nie zu einem Schluss gebracht wird, auf Ewigkeiten in der Halbschwebe der Erkenntnislosigkeit, eine Geschichte, die nie sein Ende fand.
Da Quantum Break zum Glück kein stundenlanges Rollenspiel ist und mich nun doch interessiert hat, wie die actionbepackte Zeitreisestory um Jack Joyce finalisiert, fasste ich mich ein Herz und legte die glitzernde Scheibe mit dem Schriftzug „Quantum Break“ ein letztes Mal in mein Xbox One Laufwerk ein. Und was soll ich sagen; es war am Ende eine doch eher enttäuschende Erfahrung.

Nicht das Ende an sich, sondern die Summe aus vielen weiteren, sagen wir mal „schwierigen“ Punkten, die mir im Spielverlauf auch bereits zur Zeit meiner ersten Quantum Break Session aufgefallen waren, sorgten dafür, dass ich, als die Credits schließlich erschienen (und in mir ein dennoch befreiendes Gefühl hervorriefen, dieses Kapitel nun endlich beendet zu haben) mir endlich klare Gedanken darüber machen konnte, was mir an Quantum Break eigentlich nicht gefallen hat. Es schien doch alles da zu sein: Eine verheißungsvoll klingende Zeitreisegeschichte, Motion-Capturing von bekannten Schauspielstars (unter anderem Aidan Gillan aus Game of Thrones oder Dominic Monaghan aus Lost), Third-Person Shooterpassagen von den Leuten die bereits mit Max Payne ihr Können in diesem Bereich unter Beweis gestellt hatten, eine bisher einzigartige Form des Geschichtenerzählens in Spielen durch die Verknüpfung mit der Serie…

Und irgendwie ergab dies alles in der Kombination doch kein Spiel, das in mir ähnliche Effekte wie beispielsweise das Vorgängerwerk Alan Wake auslöste. Unterm Strich fehlte es Quantum Break tatsächlich wirklich an einem – Emotionen. Die meisten Charaktere blieben leider flach, die Liebesgeschichte zwischen Beth und Jack konnte nur mäßig abholen und die zentrale Brudergeschichte ließ mich auch eher kalt. Die Story wurde an vielen Ecken und Enden unverständlich erzählt und ergab oftmals nur in Kombination mit optional auffindbaren E-Mails oder sonstigen narrativen Ergänzungen einen vollständig begreifbaren Sinn, was in meinen Augen ein absolutes Unding ist. Die Manuskriptseiten aus Alan Wake waren im Gegensatz hierzu ein tolles Beispiel, wie man dies anders umsetzen kann, ohne den Spieler allzu sehr aus seiner Atmosphäre zu reißen. Schade Remedy, das könnt ihr eindeutig besser.

In vielen Passagen dümpelt die Geschichte ein wenig vor sich hin, es mangelt einfach stellenweise an denkwürdigen Szenen, die im Kopf bleiben, die andere Remedy-Titel auszeichneten. In seiner optischen Präsentation hingegen trumpft Quantum Break auf, die Grafik selbst ist fantastisch und durch die Zeiteffekte, die im Spiel auftreten und oftmals die gesamte Szenerie erstarren lassen, entstehen hier Bilder, die dann doch noch einen bleibenden Eindruck hinterlassen können. Aber abseits von der wuchtigen Darstellung, der tollen Optik und dem Pluspunkt der pionierhaften Herangehensweise an Quantum Break Seiten Remedy’s konnte ich dem Titel leider nicht allzu viel abgewinnen. Die Idee von Quantum Break bot ein enormes Potenzial, dem das fertige Produkt in meinen Augen leider nicht ganz gerecht werden konnte. Ein solches Spiel steht und fällt eben doch mit seiner Story und diese konnte zumindest mich nicht völlig abholen, was die sonstige Präsentation eben dieser (zum Beispiel das gute Voice-Acting und die oftmals Hollywoodreife Inszenierung) nur bedingt retten kann.

Auch ein wenig enttäuscht war ich von der letztendlichen Art und Weise der Implementierung der Realserie. Von der eigentlichen Idee war ich prinzipiell ein großer Fan, aber die Umsetzung wirkt etwas halbgar mit dem Mangel des letzten Funken Mutes. Da man scheinbar Angst hatte, die Serie könnte etwaige Spieler vom Kauf oder dem Komplettieren abschrecken, wird im Spiel die Möglichkeit angeboten, die entsprechenden Szenen zu überspringen. Folglich ist der Inhalt mehr eine interessante Ergänzung zum Hauptspiel auf solidem wenn auch wenig besonderem TV-Niveau. Eine noch direktere Verknüpfung zu unserem Hauptcharakter und der eigentlichen Story hätte mir hier tatsächlich besser gefallen, denn so verkommt die Serie in manchen Momenten ein klein wenig zur skipbaren Nichtigkeit.

Zuletzt möchte ich noch kurz auf das eigentliche Gameplay eingehen, das sich ebenfalls als solide herausstellt. Ich hatte tatsächlich Spaß damit, auch wenn dieses vielerorts einiges an Kritik einstecken musste. Gegen Ende wurde die Redundanz der Shootermechaniken allerdings doch deutlich spürbar, sodass ein, zwei Fähigkeiten mehr vielleicht für einen zusätzlichen Hauch von Abwechslung gesorgt hätten.

Das Ende von Quantum Break deutet an, dass ein Nachfolger durchaus wahrscheinlich ist. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich mich darauf wirklich freue. Unterm Strich speichere ich Quantum Break nun doch eher als Enttäuschung ab, die zwar oft beeindruckend inszeniert ist und toll aussieht, aber deren Kern und Seele ein wenig an mir vorbei waberte. Ein sehr subjektives Fazit, ich weiß. Der ein oder andere wird mit Quantum Break bestimmt seinen Spaß haben und die von mir erwähnten Kritikpunkte nicht so sehr ins Gewicht fallen lassen. Da es nun auch die PC-Version bei Steam gibt, können die meisten sich ja jetzt selbst ein Urteil bilden, sollten sie sich für das zugegebenermaßen einzigartige Machwerk der Max Payne-Macher interessieren. Aber hey, Remedy, wollt ihr mir vielleicht auch eine Freude machen? Dann setzt euch doch bitte an Alan Wake 2 und sorgt dafür, dass ich endlich erfahre wie es mit eurem Taschenlampen schwingenden Lieblingsautoren weitergeht. Ich denke, damit würdet ihr nicht nur mir, sondern einer Menge Menschen da draußen einen großen Gefallen tun.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert