Warum mich Assassin’s Creed verloren hat – Und warum das keiner verstehen wird


Ok. Die Idee für diesen Text könnte spontaner nicht sein. Das Thema? Kein aktuelles, nichts was gerade wild diskutiert wird, sondern eher ein persönliches Problem, das aber immer wieder in meinen Gedanken herumschwirrt. Aber lasst mich das Ganze mal konkretisieren: Es geht um Assassin’s Creed. Und zwar nicht um einen bestimmten Teil der Serie, sondern vielmehr um die Entwicklung, die die Reihe im Laufe der Zeit durchgangen ist. Um noch etwas genauer zu sein, ist es die Geschichte, die nun von AC 1-4 erzählt wurde, die mich regelmäßig dazu bringt etwas kaputt hauen zu wollen. Dabei reicht schon die bloße Erwähnung der Spieleserie um mir das schreckliche Ende der Desmond-Timeline in Assassin’s Creed 3 wieder schmerzhaft ins Gedächtnis zu rufen. So. Dies ist die letzte Warnung. Dieses Problem werden wohl die wenigsten haben, da viele (es richtig gemacht haben und seit Beginn der Serie auf die Gegenwartsstory geschissen haben) die Serie hauptsächlich wegen der historisch angesiedelten Bauten, oder wegen der Geschichte von Altair, Ezio und co. gespielt haben und immer noch spielen.
Bereits beim ersten Assassin’s Creed war ich von der Geschichte, die mir von Desmond erzählt wurde hellauf begeistert. Sicher, spielerisch waren diese kurzen Passagen, in denen man mit dem gekidnappten Barkeeper im Labor von Abstergo im Kreis laufen konnte mehr als dürftig, aber für mich war dies schon immer die „wahre“ Geschichte von Assassin’s Creed, denn schließlich waren die Sequenzen über die Ursprünge der Meuchelmördebande innerhalb der Kohärenz von Assassin‘s Creed nie mehr als Erinnerungen, die in Desmond’s Hirn Simuliert wurden und stets zu einem übergeordneten Ziel in der Gegenwart führen sollten.
Schon seit Anbeginn der Serie haben die Macher Mysterien und Storyzweige in die Assassins Creed Spiele eingebaut, die nicht essentiell zur Story beigetragen haben. Auf den ersten Blick zumindest. Geheimnisse um den Edenapfel, die Geschichte von Abstergo oder auch Infohäppchen zur Ersten Zivilisation wurden bewusst eingestreut und als unfassbar wichtig und alles-erklärend deklariert. Zumindest war dies stets der Eindruck den ich hatte. Bis es zum schlimmen, schlimmen Ende von Assassins Creed 3 kam von dem ich bereits sprach, kamen gegen Ende der Vorgänger immer mehr und mehr Geheimnisse und Mysterien hinzu und jeder folgende Teile schien einen Kinnladen aufschlagenden Cliffhanger bieten zu wollen der den jeweils vorigen übertreffen sollte. Aber ich blieb trotzdem am Ball. Versuchte, hinter den Masterplan zu kommen, welchen ich den Schreiberlingen von Ubisoft attestierte. Bis zu den letzten Minuten von Teil 3, die ich mit offenen Mund vor dem Fernseher fassungslos mit verfolgte. Wer Assassin‘s Creed noch nicht gespielt hat sollte jetzt auf jeden Fall aufhören zu lesen. 
Um ehrlich zu sein kann ich noch nicht mal genau sagen was eigentlich passierte. Desmond starb auf jeden Fall. Nachdem er ´ne scheiß Kugel angefasst hat. Durch die Berührung seiner DNA mit der Kugel baute sich schließlich eine Art Schutzbarriere um die Erde auf, erbaut von der Ersten Zivilisation, welche den blauen Planeten damit vor dem Feuertod durch eine Sonneneruption bewahrte. Ein Schicksal, das bereits die erste Zivilisation ereilt hatte. Ein unglaublich uninspiriertes und unspektakuläres Ende, das der ganzen Epik die im Vorhinein in die Geschichte gesteckt wurde, nicht annähernd gerecht wurde. Dafür habe ich 5(!) Teile lang Desmond’s Story verfolgt? Das soll das große Finale sein, auf das ihr hingearbeitet habt? Oder gab es einfach nie einen Masterplan? Waren die ganzen Mysteryelemente nur dafür da, um Leute wie mich hinzuhalten? Hallo?

Und trotzdem war dies noch nicht das Ende des Lieds. Denn in den letzten Sekunden wurde dieser vermeintliche Abschluss der Reihe noch einmal komplett gekippt und mit der Halbgöttin Juno eine neue Bedrohung ins Assassins Creed Universum geworfen. Mittlerweile ist mein Vertrauen in eine übergreifende, ernstzunehmende und vielleicht auch spielerisch umfangreiche Gegenwartsgeschichte in AC kaum noch existent. Ganz besonders deswegen, weil mit dem letzten Teil der Reihe, Assassin’s Creed 4: Black Flag, alles was chronologisch nach der Desmond-Geschichte passierte, meiner Meinung nach ad absurdum geführt wurde, indem die Templergemeinschaft Abstergo fast schon karikative Züge annimmt, durch die Tatsache, dass die Animus Technologie, die innerhalb der Geschichte als Entertainment-Software verkauft werden soll, Geld einspielen soll, was Abstergo stellenweise wie eine parodistische Version von Ubisoft selbst erscheinen lässt.
Klar ist auf jeden Fall, dass es noch eine ganze Weile mit Assassin‘s Creed weiter gehen wird. Ein Ende soll aber zumindest laut Entwicklerseite bereits auf dem Papier stehen. Nachdem der letzte Teil der Reihe nun der erste war, den ich mir nicht selbst zugelegt habe, bin ich mir nicht sicher, wie weit ich die Zukunft der Serie noch verfolgen werde. Vielleicht werde ich ja irgendwann doch wieder einen Blick wagen. Vielleicht gibt es ja doch noch einen Masterplan. Vielleicht.
Nun, wie angekündigt war dies ein sehr persönlicher, für viele sicherlich nicht zur Gänze nachvollziehbarer Text. Aber ich musste mir den Quatsch einfach mal von der Seele reden. Ehrlich gesagt fühl ich mich jetzt dadurch fast schon ein bisschen besser. Zwar müsste sich Ubisoft mit dem nächsten Teil nochmal richtig ins Zeug legen, um mich zurück zugewinnen, aber alleine sich nicht mehr das leidige „WARUM?!“, nach jeder gelesenen Erwähnung von Assassin’s Creed fragen zu müssen, wäre schon einmal ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung. Also los Ubi! Eine Chance geb ich euch noch!
     

5 Kommentare

  1. Schöner Beitrag mit einer mir bis dato noch nicht untergekommenen Betrachtungsweise. 🙂
    Danke übrigens auch für deinen netten Kommentar auf meinem Blog – das war eine gute Idee, schließlich habe ich jetzt deinen Blog entdeckt und werd' ihn gleich meiner Blogger-Leseliste hinzufügen.
    Dass mir deiner auch gefällt, liegt unter anderem an der Angebotsvielfalt und gleichen Interessen – Videospiele, Filme und vielen anderen medialen Sachen, aber allen voran, dass du "Gravity" und "Thor 2" gut bewertet hast. Ich hatte mich nämlich letztens mit einem anderen Blogger ziemlich in den Haaren gehabt, da dieser all die guten Filme immer nur gnadenlos unbegründet und tölpelhaft schlecht machte, aber die ganz alten Schinken (Phantom der Oper, A Trip to the Moon) in höchsten Tönen bis in alle Unendlichkeiten hoch lobte.

    Zurück zu AC:
    Obwohl ich auf den ersten Teil der Serie damals unheimlich gespannt war (ein Stealthgame mit neuem Setting und coolen Kletteranimationen / Bewegungen sollte meine Liebe zu Schleichabenteuern wie Thief, Splinter Cell, Hitman direkt ansprechen), war ich mehr vom wiederholungslastigen Gameplay enttäuscht – die Geschichte war zwar gut, ich erhoffe mir aber ebenso mehr Abschnitte mit Desmond als mit seiner bloßen Erinnerung. Rasch wurden nach und nach neue, größtenteils blasse Charaktere, Szenen und Unterhaltungen eingeführt, dass ich dir heute quasi gar nicht richtig wiedergeben kann, um WAS es in der Story nun konkret geht. Das große Ziel der Templer die Macht an sich zu reißen und die Assassinen in der heutigen Zeit via Erinnerungsanalyse aufzuspüren und zur Strecke zu bringen, ist klar – aber all das feine Drumherum.
    Das war einfach "too much" für die Serie… ein Spiel, das viel redet, aber nichts sagt. Mir hat AC3 anfangs ziemlich gefallen und das erste Mal waren persönliche Belange und eine chronologische Timeline des Hauptchars Connor erkennbar – sehr interessant. Aber dann wurde im nächsten Teil alles wieder über Bord geworfen (welch ein Wortspiel) und sowohl die Unternehmenskarikatur (mit selbst-verarschenden Marketinganalysevideos, die man auf den Rechnern der Mitarbeiter finden kann) als auch die Piratengeschichte waren einfach nur völlig für den Arsch.

    Ich weiß nicht, ob ich den nächsten Teil spielen will. Nervig ist nur, dass ich durch die Presse schon im Vorfeld nicht direkt sagen kann, ob's mir ungefähr taugen wird oder nicht – JEDER lobt es ja in den Himmel.
    Ich glaube wir müssen uns zu gegebener Zeit dann mal austauschen und unseren eigenen Masterplan entwickeln. 😉

  2. Wow, danke für den netten Kommentar! Finde es echt cool, dass du meinen Blog mal unter die Lupe genommen hast, dass haben bisher die wenigsten^^

  3. Ich empfand Teil 1 und 2 als äußerst gelungene und mit viel Liebe zum Detail erzeugte Meisterwerke.
    Besonders der starke Kontrast der Assassinen und Templer, welche mit jedem weiteren Teil in den Hintergrund und irgendwann irrelevant für den gesamten Plot erscheinen, war ich mir sicher, das auch für mich die AC Reihe kein großes Interesse entlocken würde.
    Teil 4 (Black Flag) näherte sich allmählich in die richtige Richtung (ein Charakter ohne Bindung an Assassinen oder Templer, dafür sein eigenes Ziel verfolgen zu wollen), dennoch erzeugt der Gedanke (Abstergo mutiert zu einer merkwürdigen Firma, wie du es treffend beschreibst) mit Abstergo und der fast schon gezwungenen Sichtweise, das man nicht länger für die Gute Sache, stattdessen für die vermeintlich bösen Leute spielen zu müssen, als äußerst negatives Spielelement, welches ich nicht mochte (Liberation stellt eine Abstergo Propaganda dar).
    Ich muss gestehen, das ich mittlerweile mit Spieleserien vorsichtig wurde (Halo 4 war für mich ein wahres Trauerspiel, ebenso Gears of War Judgement).
    Dein Artikel ist aber eine wirklich gute Sichtweise auf die deutliche Problematik, welche wir als Spieler bemerken sollten, nämlich der Tatsache, das viele Titel für Geld zerstört werden. Schade eigentlich!

  4. Bei Gears of War 4 muss ich dir vollends zustimmen, Judgement wirkte wie ein billig dahin geklatschter Teil, der einfach noch schnell für die Last-Gen kommen musste.
    Mit Halo 4 hatte ich eigentlich Spaß, obwohl ich beim Multiplayer so langsam die Hoffnung verliere, da dieser schon lange nicht mehr so spaßig und motivierend war, wie in Halo 3.

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